Wer früher auf dem Land großgeworden ist, kennt das Rebhuhn: Der typische Feldvogel mit seinem hübschen grau-braunen Gefieder und dem orangen Kopf war vor allem auf Feldrainen und Rübenäckern zu sehen, die ihm ideale Lebensbedingungen boten. Heute ist das Rebhuhn eine absolute Rarität – in der Schweiz ist es sogar ausgestorben. Und dies ist nur ein Beispiel unter vielen: Insgesamt ist die Zahl der Vogelarten in der deutschen
Agrarlandschaft zwischen 1998 und 2009 um mehr als 36 Prozent zurückgegangen.
Auch viele weitere Tier- und Pflanzenarten sind weltweit betroffen. Ein Comeback ist nicht in Sicht – im Gegenteil, der Artenschwund nimmt zu.
Das Potenzial der Biodiversität ist eine entscheidende Ressource für unsere Zukunft: Wir benötigen biologische Vielfalt, um auf veränderte Umweltbedingungen reagieren zu können und auch bei wechselnden klimatischen Verhältnissen eine Lebensgrundlage zu haben.
Denn auch, wenn wir es im Stadtalltag kaum wahrnehmen: Biodiversität ist die Grundlage
für alles, was wir zum Leben brauchen. Dazu gehören sauberes Trinkwasser, Luft und
Nahrung. Außerdem liefert uns die Natur viele Rohstoffe, etwa für Bekleidung oder Medikamente. Zahlreiche Industrien sind abhängig von Holz, Ölen, Mineralien oder natürlichen Farbstoffen. Darüber hinaus bieten uns intakte Lebensräume Schutz vor Stürmen, Überschwemmungen und Klimaveränderungen. Auch für unsere Lebensqualität und Erholung ist die biologische Vielfalt unverzichtbar. Die noch junge Wissenschaft Bionik holt sich ihre Inspirationen für technische Entwicklungen aus der Natur – ein Beispiel ist der Lotuseffekt.
Bevor wir uns der Landwirtschaft zuwenden, deren Erfolg und Zukunftsfähigkeit untrennbar
mit der natürlichen Vielfalt verknüpft sind, schauen wir uns erst einmal die Hintergründe an. Welche Rolle spielen Ökosysteme eigentlich? Und wie kommt es dazu, dass immer mehr Arten von der Bildfläche verschwinden?
Stellen Sie sich eine schöne, erholsame Landschaft vor. Vielleicht denken Sie an eine blühende Wiese mit Schmetterlingen und fleißig summenden Insekten oder an einen Wald mit altem Baumbestand und zwitschernden Vögeln. All diese Bilder machen biologische Vielfalt spürbar!
Wissenschaftlich betrachtet beschreibt die Biodiversität die Fülle unterschiedlichen Lebens in einem bestimmten Gebiet. Dabei werden drei Ebenen unterschieden:
Eine Zukunftstechnologie, die zur biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft maßgeblich beitragen kann und die auch wirtschaftlich eine neue Dimension eröffnet, ist Agri-Photovoltaik (Agri-PV). Weltweit sorgt die Kombination von Ackerbau und Solarstromproduktion für wachsende Investitionen. Wenn es um die Förderung
von Biodiversität geht, kann Agri-PV sogar einen entscheidenden Beitrag leisten, wie wir gleich noch genauer sehen werden. Es ist ein disruptiver Ansatz, der Biodiversität, Landwirtschaft und Wirtschaftlichkeit unter einen Hut bringt.
Einfach gesagt handelt es sich um spezielle Solarmodule, die exakt auf die Anforderungen
der Landwirtschaft zugeschnitten sind. Ihre Größe und Position sind so konzipiert, dass die landwirtschaftliche Bearbeitung der Fläche gewährleistet ist. So können auch große Maschinen darunter fahren oder Selbstpflücker darunter arbeiten. Die Module stehen in einem definierten Abstand zueinander, um genau das richtige Maß an Sonneneinstrahlung für die Pflanzen darunter zu gewährleisten.
Auf diese Weise kann auf der Fläche gleichzeitig Landwirtschaft betrieben und
nachhaltiger Strom erzeugt werden.
Agri-Photovoltaikanlagen können viele Vorteile bieten, wie beispielsweise Schutz vor Hagel und Starkregen, aber auch vor zu starker Sonneneinstrahlung und damit einhergehender Verdunstung im Boden. Außerdem entsteht unter der Teilüberdachung ein ideales Mikroklima, das sich förderlich auf die Entwicklung bestimmter Pflanzenarten auswirken kann. Doch welche weiteren Auswirkungen haben diese Systeme auf die Pflanzen, den Boden und schließlich die Biodiversität?
Ein großer finanzieller und zugleich nachhaltiger Vorteil ist das Einsparen von Pflanzenschutzmitteln. Denn durch die Teilüberdachung und mögliche ergänzende Bewässerungsmaßnahmen (beispielsweise Tröpfchenbewässerung) werden
Pflanzenschutzmittel nicht vom Regen abgewaschen – ihr Einsatz kann also deutlich verringert werden. Darüber freuen sich natürlich auch Insekten aller Art.
Dies ist eine gekürzte Version des Artikels “Die Wurzeln unserer Identität” aus dem grow Magazin. Lesen Sie den kompletten Artikel, indem Sie sich das grow Magazin herunterladen.
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